HESSEN-GLASWERKE
Gablonzer Glas aus dem Taunus
03. Oktober 2024 - 09. Februar 2025
Entstanden ist die Glasindustrie im Taunus nach dem 2. Weltkrieg, als zahlreiche heimatvertriebene Glasfachleute aus dem Isergebirge in Hessen ankamen. Von 1946 bis 1990 wurde dort Glas nach böhmischer Tradition hergestellt. Es gab über 70 Betriebe, die sich mit der Glaserzeugung und Glasveredelung beschäftigten. Der führende Hersteller war die Hessen-Glaswerke GmbH in Oberursel/Stierstadt.
Der Taunus war, im Gegensatz zum Isergebirge, nahezu völlig zerstört. Die Vertriebenen errichteten hier eine unvertraute aber dennoch irgendwie bekannte neue Heimat. Durch den ehemaligen Leiter der Glashütten von Carl Riedel in Josefsthal und Unter-Maxdorf (Kreis Gablonz) Otto Fischer und die aus dem Kamnitztal angesiedelten Glasmacher, stand die Glashütte in Stierstadt in der Tradition der Glasmeisterdynastie Riedel. Die Anfänge im Taunus waren äußerst schwierig. Durch die guten Kontakte von Otto Fischer zur Fa. Schott war es möglich als einzige Glashütte in Deutschland den reinen Quarzsand aus dem Taunus einzusetzen.
Ab Mitte der 1950er Jahre wurden täglich ca. 6 Tonnen verschiedenster hochwer- tiger Gläser geschmolzen. Die Fertigung von Böhmischen Kristall-, Bleikristall,- Kristall- und Farbgläsern sowie Gläser aus seltenen Erden für Hohl- und Pressglas ermöglichte die Glasveredelung und Weiterverarbeitung in unterschiedlichsten Techniken. 1954 begann die kreative Zusammenarbeit mit Prof. Aloys F. Gangkofner, dem späteren Leiter der Glasabteilung der Akademie der Bildenden Künste München.
Ein wichtiges Standbein war die Produktion von kombiniertem Stangenglas für die Gablonzer Bijouterie. Es wurden über 1.100 Farbkombinationen gefertigt. Hessenglas war der führende Hersteller dieser Stangengläser in Europa und hatte Niederlagen in Schwäbisch-Gmünd, Bayreuth und Neugablonz. Letztere wurde von Erich Pracht 1949/1950 gegründet, die Erich Pracht OHG in der Herbststrasse in Neugablonz. Noch heute lagern dort Glasstangen von Hessenglas.
Durch Engagement der Gründungsgeneration, kreative Produktgestaltung und hohe Qualitätsansprüche konnten die Unternehmen bis Anfang der 1990 Jahre bestehen. Die hohen Energie- und Lohnkostenanteile der Handfertigung führten nahezu zum Ende der Produktion von hochwertigem Kristallglas aus Europa.
Die im Taunus gefertigten Glaswaren sind heute noch wegen der Glasqualität und ihres Designs in Sammlungen und Museen weltweit zu bewundern. Die Ausstellung im Isergebirgs-Museum Neugablonz zeigt die ganze Bandbreite der Produktion aus:
- Gläsern von Prof. Aloys F. Gangkofner
- Bleikristallglas
- Glasobjekte aus seltenen Erden
- Seidengläser
- Gläsern mit Verschmelzungen
- Flakons und Toilettengarnituren
- Überfanggläser
- Stangenglas